Resümee

Der Sommer ist vorbei, der Herbst hängt auch schon in den Seilen, und der letzte Ausflug (zumindest für dieses Jahr) liegt hinter uns. Es ist an der Zeit, Resümee über das Projekt zu ziehen. Vieles hat gut geklappt, aber nicht alles war einfach. Die Ausflüge haben wirklich viel Spaß gemacht und wir haben viele schöne Momente erlebt. Am schönsten waren für mich die Augenblicke, wenn die Burschen ganz entspannt den Aufenthalt in der Natur genossen und sich ein Gefühl der Zufriedenheit breit machte.

Wir haben von Beginn an viel Zeit investiert, unsere Aktivitäten möglichst klar zu kommunizieren. Wichtig war, vor den Ausflügen regelmäßig an das Angebot zu erinnern, um möglichst viele Jungs zu erreichen. Es war gut, dass wir zu Beginn auch eine Aktivität im Garten vom Haus Sidra gemacht haben – da war die Hemmschwelle zum Mitmachen niedrig und wir konnten einander kennen lernen. Am Anfang waren schon einige Burschen skeptisch, ob sie bei unseren Aktivitäten mitmachen sollten. Einige waren sofort interessiert, andere brauchten aber ein wenig Zeit und einen kleinen Schubs, und ein paar Jungs haben auch gar nicht mitgemacht.

Unerwartet schwierig war es, Tage zu finden, wo möglichst viele Burschen Zeit hatten. Es gab viele wichtige Termine, ob Deutschkurs oder Amtsbesuche, die dringlicher waren als unsere Freizeitangebote. Und dann haben Teenager natürlich auch viele andere Beschäftigungen und Interessen, wie zum Beispiel mit ihren Freunden abzuhängen. Um dem Rechnung zu tragen,  haben wir die Termine so gut es ging mit den BetreuerInnen abgestimmt und auch die Freunde der Burschen zu den Ausflügen eingeladen.

Die meisten Ausflüge haben wir in den Ferien unter der Woche gemacht, wo die Jungs viel Zeit und wenig andere Angebote hatten. An den Wochenenden während der Schulzeit war die Nachfrage nicht so groß – da war das Ausschlafen und Faulenzen beliebter als ein Ausflug in die Natur, und es kam schon mal vor, dass jemand, der sich angemeldet hatte, am Morgen nicht aus dem Bett gekommen ist.

Die beteiligten Naturfreunde, ÖkopädagogInnen, Kanu- und KlettertrainerInnen waren mit viel Engagement dabei. Alle Beteiligten waren sehr neugierig darauf, die Jungs kennenzulernen. Für viele war es das erste Treffen mit Asylwerbern und somit eine Gelegenheit, sich selbst ein Bild zu einem vieldiskutierten Thema zu machen. So wurde bei unseren Ausflügen viel gefragt  und viel geredet. Die Jungs vom Haus Sidra nahmen das ganz locker und antworteten bereitwillig. In gewissem Sinne agierten sie als Vermittler, die uns glücklichen Österreichern erklären, was gerade so auf der Welt passiert. Man darf trotzdem nicht vergessen, dass sie in erster Linie Teenager und Menschen wie du und ich sind, und dass Zuschreibungen wie „Asylwerber“ nie den Mensch dahinter erfassen. Bei aller Neugierde muss man auch feinfühlig bleiben – viele Menschen haben vor oder während ihrer Flucht traumatische Ereignisse erlebt, die man nicht durch Fragen wachrufen sollte.

Die BetreuerInnen aus dem Haus Sidra nahmen unser Angebot gerne an und unterstützen uns nach Kräften. Die Koordination unserer Aktivitäten bedeutete für sie aber auch einen Mehraufwand – der angesichts eines knappen Zeitbudgets auch belastend sein kann. Deshalb war es mir wichtig, mich mit den BetreuerInnen gut abzusprechen und meine Ansprüche an ihre „Leistungen“ nicht zu hoch zu schrauben.

Dass die Jungs während der Ausflüge für unseren Blog selber filmen und fotografieren (Selfies!) durften, ist gut angekommen. Auch beim Schneiden der Videos für unseren Blog waren ein paar von ihnen Mit Engagement dabei. Das Hochladen auf den Blog war dann allerdings nicht mehr so spannend – da waren dann die BetreuerInnen und ich gefragt. Wichtig war uns, dass nur gefilmt und fotografiert wurde, wer wollte, und dass zum Schluss alle Zugang zu den Videos und Fotos hatten. Das gemeinsame Video-Schauen war dann von Stolz und Lachen begleitet.

Das Projekt hat mir viel Spaß gemacht. Es war aber auch viel Arbeit, alles zu organisieren und zu kommunizieren. Zum Glück gibt es viele engagierte Menschen, die gerne helfen. Danke!

 


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